Aus dem heilgen Berg, schreckhafte Tochter
von Tihany, tritt nun hervor.
Siehe, ein vom Schicksal Unterjochter
sitzt vor deiner Felsen Tor.
Hier, wo bleich der Mond nur scheint und trübe,
klagt ein Herz, verzweifelt, ohne Liebe,
dem die Träne längst gefror,
dem die Träne längst gefror.
Während die, die keiner Not sich fügen,
mit dem Glücke Hand in Hand
sich im lieblichen Füred vergnügen,
dort, an frischer Quelle Rand,
klage ich hier bitterlich und weine,
Nymphe, schlage klingend aus dem Steine
meine Not mit deiner Hand,
meine Not mit deiner Hand.
Düstre Wälder, Gipfel, ach ihr kühlen,
meines Jammers Widerhall,
könnt womöglich tiefer mit mir fühlen,
als um mich die Menschen all,
die mich roh aus ihren Herzen rissen,
mich mit Hohn und Spott nur übergießen
lachend über meine Qual,
lachend über meine Qual.
Die einst meine guten Freunde waren,
haben bös mir mitgespielt,
schlugen sich zu den Verfolgerscharen!
Niemand ahnt, was ich gefühlt,
da auch sie sich gegen mich vereinten,
als gehörte ich zu ihren Feinden,
trotz der Treue, die ich hielt,
trotz der Treue, die ich hielt.
Niemand tröstet meiner Seele Leiden,
Freunde sind nun nicht mehr mein,
jeder sucht mit Gleichmut mich zu meiden,
alle ließen mich allein.
Ach, es schlägt kein Herz in ihresgleichen!
Könnt ich ihre Brust aus Stein erweichen
mit des Herzens schwerer Pein,
mit des Herzens schwerer Pein.
Lilla, die die letzte Hoffnung leben
ließ in mir, ja, Lilla auch,
meine Lilla hat sich nun ergeben
übelstem Tyrannenbrauch.
Lebst du besser, seit du mich verlassen?
Teures Herz, ich kann es gar nicht fassen,
alles Leben ward zu Rauch,
alles Leben ward zu Rauch.
Gibts noch Zuflucht für den Eremiten?
Uralt heilge Grotte Du,
da ein Weiser, der genug gelitten,
decke seine Qualen zu,
nur ein Bett aus Stein und Felsenwände,
wohin weder Mensch noch Vogel fände,
mir zu stören meine Ruh,
mir zu stören meine Ruh.
Damit, glaub ich, würde ich wohl keinem
Menschenrechte Abbruch tun,
sucht' ich mit verschmähtem Mut nach einem
Felsennest, um auszuruhn.
Laßt mich still in meinen Winkel schleichen,
dem Rousseau in Ermenville zu gleichen!
Mensch und Bürger bin ich nun,
Mensch und Bürger bin ich nun.
Hier halt ich mit ruhigem Gemüte
einsam meine Seele wach,
daß Natur mich durch Vernunft und Güte
klüger bald und weiser mach.
Fern, in andren Welten, andren Zeiten
und in fremden heilgen Einsamkeiten
geh ich meiner Trauer nach,
geh ich meiner Trauer nach.
Sterb ich, wird ein Nachbar mich begraben,
hier verscharren mein Gebein.
Wenn die Zeiten sich gewandelt haben,
sucht man meine Spur im Stein:
Und das Laubdach, unter dessen Hülle
sich mein Grab versteckt in aller Stille,
wird von da an heilig sein,
wird von da an heilig sein.