Bachmann, Ingeborg: Betrunkener Abend
Betrunkener Abend (Német)Betrunkener Abend, voll vom blauen Licht, taumelt ans Fenster und begehrt zu singen. Die Scheiben drängen furchtsam sich und dicht, in denen seine Schatten sich verfingen.
Er schwankt verdunkelnd um das Häusermeer, trifft auf ein Kind, es schreiend zu verjagen, und atmet keuchend hinter allem her, Beängstigendes flüsternd auszusagen.
Im feuchten Hof am dunklen Mauerrand tummelt mir Ratten er sich in den Ecken. Ein Weib, in grau verschlissenem Gewand, weicht vor ihm weg, sich tiefer zu verstecken.
Am Brunnen rinnt ein dünner Faden noch, ein Tropfen läuft, den andern zu erhaschen, dort trinkt er jäh aus rostverschleimtem Loch und hilft, die schwarzen Gossen mitzuwaschen.
Betrunkner Abend, voll vom blauen Licht, taumelt ins Fenster und beginnt zu singen. Die Scheiben brechen. Blutend im Gesicht dringt er herein, mit meinem Graun zu ringen.
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